Wer in Ihrem Unternehmen weiß, wo zu welcher Zeit welche Geräte, Maschinen und Anlagen wie viel Energie verbrauchen? Nur mit diesem Wissen lässt sich der Verbrauch eindeutig bestimmen und nur so können gezielt Maßnahmen zu dessen Reduzierung eingeleitet werden. Die IT ist bei der Einrichtung eines solchen Energiemanagements und dessen Einbezug in ein integriertes Managementsystem im Rahmen eines Total Quality Managements (TQM) ein wertvolles Hilfsmittel. Doch für wen lohnt sich diese Investition, wer ist sogar dazu verpflichtet – und bis wann sind Maßnahmen umzusetzen?
Vom Computer im Büro über die CNC-Maschine in der Werkhalle und die Druckluft in der Montage bis hin zum Betrieb eines Hochofens – jedes Unternehmen verbraucht Energie, und sei es auch nur für die Heizung, die Beleuchtung und die IT. Ein professionelles Energiemanagement, das konsequent auf allen Ebenen umgesetzt wird, hilft dabei, Abnehmer zu entdecken und deren Verbrauch zu quantifizieren. Ein solches Energiemonitoring als erster Schritt führt letztlich dazu, die Energienutzung zu minimieren und so wertvolle Ressourcen einzusparen, die Umweltbelastung zu reduzieren und Kosten zu vermeiden.
Doch lohnt sich der Aufwand, die IT dafür aufzurüsten, die Geräte und Anlagen zu vernetzen und möglichst in Echtzeit die Verbrauchswerte zu registrieren und auszuwerten? Auch wenn sich nur so die maximale Energieeffizienz erreichen lässt, schrecken viele Unternehmen vor der Investition zurück. Und eine gesetzliche Pflicht dazu besteht – zumindest für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) – letztlich nicht.
Energiemanagement im Unternehmen – die Gesetzeslage
Die Einführung eines Energiemanagementsystems ist grundsätzlich freiwillig, eine gesetzliche Zertifizierungspflicht für alle Unternehmen besteht nicht. Allerdings ist eine Zertifizierung nach DIN EN ISO 50001:2018 oder ein EMAS- (Eco-Management and Audit Scheme) konformes Umweltmanagementsystem in Deutschland Voraussetzung für die gerade für energieintensive Unternehmen wichtige Teilbefreiung von der EEG-Umlage und für Steuererleichterungen wie die Entlastung von der Strom- und Energiesteuer.
Großunternehmen sind gemäß EU-Energieeffizienz-Richtlinie 2012/27/EU (EED) bereits seit Ende 2015 dazu verpflichtet, Energieaudits durchzuführen. Betroffen sind gemäß EU-Definition alle Unternehmen mit mehr als 250 (Vollzeit-)Mitarbeitenden und/oder einem Jahresumsatz von mehr als 50 Millionen Euro bzw. einer Jahresbilanzsumme über 43 Millionen Euro sowie einer finanziellen Beteiligung zu mehr als 25 Prozent an Partner- oder zu mehr als 50 Prozent an verbundenen Unternehmen.
Der Standard: das Energiemanagementsystem nach ISO 50001
Die für große Unternehmen verpflichtenden Energieaudits bauen auf der ISO 50001 auf. Ist bereits ein Energiemanagementsystem nach ISO 50001 oder ein Umweltmanagementsystem nach EMAS eingeführt, werden Firmen von der Pflicht zur Durchführung von Energieaudits freigestellt. Zur Integration eines Energiemanagementsystems gibt das Umweltbundesamt in der 2. Auflage des Leitfadens „Energiemanagementsysteme in der Praxis. Vom Energieaudit zum Managementsystem nach ISO 50001: Leitfaden für Unternehmen und Organisationen“ detaillierte Hinweise.
Die Neuerungen der seit 2018 geltenden ISO-Norm sind von den Unternehmen bis August 2021 umzusetzen. Ziel ist, Deutschland bis zum Jahr 2050 treibhausgasneutral zu machen, bei gleichzeitiger Halbierung des Primärenergieverbrauchs bis 2050, im Vergleich zu 2008. Die überarbeitete Norm folgt der High Level Structure (HLS), um Unternehmen die Integration des Energiemanagementsystems in ein umfassendes Qualitätsmanagementsystem (Total Quality Management, TQM) zu erleichtern.
Konkrete Schritte zur Umsetzung
Energieaudits sollen wie die Einführung eines Energiemanagementsystems Unternehmen dabei helfen, ihren Energieverbrauch zu analysieren und gezielt Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz zu treffen. Eine von der Führungsetage definierte und über alle Unternehmensbereiche und -ebenen hinweg eindeutig kommunizierte betriebliche Energiepolitik ist eine wichtige Grundlage dafür, Maßnahmen in den Bereichen Energiebeschaffung, -versorgung und -nutzung zu koordinieren und aufeinander abzustimmen.
Die Energienutzung ist dazu in einem kontinuierlichen Prozess in Form eines Energiemonitorings zu erfassen. Spezielle Software-Programme ermöglichen es nahezu in Echtzeit, die Verbräuche zu messen, zu analysieren und vorauszuberechnen, um Produktionsprozesse energieeffizient zu steuern und verschiedenste Geschäftsbereiche energetisch zu optimieren. Die Analyse der Daten kann als Grundlage zur Entwicklung eines Energiemanagementkonzeptes dienen und die Implementierung im Unternehmen – auf allen Ebenen und in allen Bereichen – unterstützen. Erst so wird eine effiziente Nutzung der Energie möglich.
Vorteile des optimierten Energiemanagements
Die permanente Datenerfassung kann, in Verbindung mit einer Visualisierung aller Energieflüsse im Unternehmen, Transparenz über den gesamten Energieverbrauch herstellen. So können „Energiefresser“ identifiziert und Potenziale aufgezeigt werden, um die Energiekosten des Unternehmens nachhaltig zu senken.
Die positiven Nebeneffekte: Das optimierte Energiemanagement hilft dabei, den Ressourcenverbrauch und die Emissionswerte zu senken. Das Unternehmen kann so nach innen und außen Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit demonstrieren sowie sein Image als attraktiver Arbeitgeber stärken und seine Corporate Social Responsibility (CSR), die Übernahme sozialer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, zeigen. Diese Werte sind für moderne Unternehmen enorm wichtig.
Fazit
Vor allem Unternehmen mit hohem Energieverbrauch profitieren von einem guten Energiemanagement und einem zertifizierten Energiemanagementsystem. Die Energiekosten können nachhaltig gesenkt, Ressourcen effizienter genutzt werden. Dazu kommt eine finanzielle Förderung etwa nach dem Energie- und Stromsteuergesetz oder per Ausgleichsregelung des EEG.
Alle Unternehmen profitieren zudem in der Außenwirkung, wenn der ressourcenschonende Einsatz von Energie und die Einhaltung – besser Übererfüllung – aller Umwelt- und Klimaschutzvorgaben per Zertifizierung nachgewiesen werden kann. Der Imagegewinn ist ein nicht zu unterschätzender Marketingfaktor.